Wenn kleine Kinder (unter 8 Jahren) mit dem Rollenspiel anfangen, so fällt es ihnen oft schwer, ihren Charakter als eine andere Person zu sehen als sich selbst. Die Frage, was ihr Charakter in einer Situation täte, ist für sie praktisch gleichbedeutend damit, was sie selbst in der Lage täten. Natürlich ist es auch bei erwachsenen Spielern so, dass immer ein Teil ihrer Persönlichkeit im Verhalten ihres SC durchschimmert. Aber bei kleinen Kindern ist dies noch viel mehr der Fall. Für sie ist der Charakter zumeist ganz ein dünner Anstrich.
Das hat zwei Hauptursachen:
1) Sich vor anderen komplett zu verstellen, ist vielen Kindern unangenehm. Es gelingt ihnen gut im Scherz, aber es mit ernsthafter Stimme durchzuziehen, daran muss man sich gewöhnen. Diese besondere Art Lampenfiber können die meisten Kinder jedoch mit etwas Übung überwinden.
2) Besonders kleine Kinder haben noch kein Verständnis dafür, dass andere Personen anderes Wissen und Gedanken haben können als sie. Der Fachbegriff hierfür lautet Theory of Mind, und die meisten Kinder entwickeln sie bis ca. 5 Jahren. Allerdings ist diese spezielle Form von Empathie zu entwickeln durchaus ein fließender Prozess und auch älteren Kinder kann dies noch deutlich schwerer fallen als Erwachsenen. Deshalb ist auch dies ein wenig Übungssache, sodass wir das Kindern auch im Rollenspiel noch weiter beibringen können.
Erwachsene müssen hier aber Geduld mitbringen. Was uns simpel vorkommt, ist für kleine Kinder eine echte Herausforderung und für sie durchaus neurologisch nur begrenzt möglich.
Magische Gefühle als Übung
Diese beiden Hürden können wir Kindern erleichtern, indem wir eine magische Ursache im Spiel finden, warum ihr Charakter ein bestimmtes Gefühl empfindet. (Bspw. Telepathie, der Einfluss von Geistern, Beeinflussung durch Gifte oder Pflanzen usw.)
Dadurch wird einerseits die Schamhürde überwunden, weil das Kind nicht aus eigenem Impuls sich nach vorne spielen muss. Andererseits vereinfacht es das Charakterspiel, weil das Kind nur ein Gefühl ausspielen muss, ohne zuerst abzuleiten, welches Gefühl sein SC in der Spielsituation empfände.
Es kann auch eine gute Idee sein, einen Nichtspielercharakter von demselben Effekt treffen zu lassen, so dass du als Spielleitung direkt vormachen kannst, wie man ein solches (magisches) Gefühl ausspielt.
Welches Gefühl soll es denn sein?
Ich empfehle hier, sich an die sieben Grundgefühle mit nonverbalen Signalen zu halten, die Paul Ekman vorschlägt: Freude, Trauer, Wut, Ekel, Angst, Verachtung und Überraschung. (Aufmerksamen Lesern mag auffallen, dass fünf dieser sieben in Pixars Alles steht Kopf eingeflossen sind.)
Diese kannst du auch zufällig auswürfeln:
W20 |
Gefühl |
1-3 |
Freude |
4-6 |
Trauer |
7-9 |
Wut |
10-12 |
Ekel |
13-15 |
Angst |
16-17 |
Verachtung |
18-20 |
Überraschung |