Hallo Hendrik, stell dich doch einmal kurz unseren Leser*innen vor. Was sollten sie über dich wissen?

Mmh, wer bin ich eigentlich … Also, mein Name ist Hendrik Lambertus, ich bin Jahrgang 1979 und habe mich eigentlich schon immer mit Fantasy und anderen fantastischen Genres beschäftigt, seit ich halbwegs in der Lage war, ein Buch zu halten. Inzwischen habe ich das Glück, dass ich beruflich fantastische und historische Geschichten für Leser*innen verschiedenen Alters schreibe; neben den Kinder- und Jugendbüchern sind das zum Beispiel auch historische Romane für Erwachsene.

Ich bin Familienmensch mit vier Kindern, begeisterter Brett- und Rollenspieler, Weltenbastler und grundsätzlich an schrägen Luftschlössern aller Art interessiert.

Ich weiß ja, dass du eine Rollenspiel-Historie hast. Bist du auch mit Spielbüchern wie der Fighting Fantasy-Reihe oder dem Einsamen Wolf aufgewachsen?

Oh ja, das bin ich! Mein erstes Fighting Fantasy-Buch war „Das Labyrinth des Todes“, und danach war ich komplett an die Fantasy verloren. Ich habe alle Bände der Reihe, die damals auf Deutsch erschienen waren, zigmal gespielt, und natürlich auch als Einsamer Wolf mehrmals Magnamund gerettet. Als ich dann als Erwachsener entdeckt habe, dass die „Einsamer Wolf“-Reihe mit den Großmeister-Bänden sogar noch weitergeht, war das eine Offenbarung für mein Kind-Ich …

Kam der Verlag für die Siebenstern-Serie auf dich zu oder war es ein Projekt, von dem du sie überzeugen musstest. Wenn ja – wie ist dir das gelungen?

Die Idee zum Projekt kam mir, als ich erfahren habe, dass Ueberreuter eine Neuausgabe von „Der Hexenmeister vom Flammenden Berg“ plante. Da habe ich die Chance gesehen, mir einen Kindheitstraum zu erfüllen und mich selbst an so einem Spielbuch zu versuchen. Also habe ich einen entsprechenden Pitch eingereicht, und der Lektorin hat die Idee gefallen.

Sind nach Buch 2 noch weitere Teile geplant? Kannst du schon etwas zu Teil 3 erzählen?

Leider darf ich noch keine Details verraten. Aber vielleeeicht könnte man ja im kommenden Frühjahr die Augen offenhalten, ob da etwas kommt …

Wie kamst du darauf Spielbücher für Kinder zu schreiben? Der Markt für ältere Leser*innen ist ja weitaus etablierter?

Ich hatte bereits einige reguläre Fantasy-Titel für die Altersgruppe „8+“ geschrieben, zum Beispiel „Die Mitternachtsschule“ oder „Die Mission der tollkühnen Bücher“. Also habe ich mich gefragt, ob man nicht auch Spielbücher in diesem Bereich ansiedeln könnte – gerade weil die meisten Titel eher ältere Leser*innen ansprechen. Dabei hatte ich auch ein bisschen im Hinterkopf, den Fantasy-Nerd-Nachwuchs zu fördern … Und ich schreibe halt einfach auch gerne Kinderbücher.

Woher bekommst du deine Ideen und wie checkst du, dass alles kindgerecht ist?

Woher die Ideen kommen, habe ich mich schon oft gefragt. Bei mir hat das meist eine körperliche Komponente: Ich bin am kreativsten, wenn ich im Stehen an einem Schreibpult arbeite und zwischendurch im Raum herumlaufen kann. Auch Joggen, Spazierengehen, Aufräumen, Kochen, Putzen … helfen beim Ideenfinden.

Ob alles kindgerecht ist, prüfe ich halb nach Gefühl und halb durch die Hilfe meiner Frau, die Pädagogin ist. Außerdem sind da natürlich noch meine eigenen Kinder als Kontrollgruppe … Grundsätzlich versuche ich aber, nicht verkrampft pädagogisch oder „onkelhaft“ zu schreiben, sondern Kinder als Zielgruppe ernst zu nehmen, die Interesse an wilden, unheimlichen, spannenden Geschichten hat – das hat mich selbst schließlich damals auch an meinen Spielbüchern gereizt.

Wie findet die Zusammenarbeit mit dem Illustrator statt? Bekommst du genau das, was du gerne hättest oder ist der kreative Prozess manchmal sogar in die andere Richtung und du lässt dich von Zeichnungen inspirieren?

Die Zusammenarbeit mit Philipp Ach, von dem die stimmungsvollen Illustrationen stammen, läuft über den Verlag, der uns auch zusammengebracht hat. Ich gebe an, was für Illus ich für die Rätsel in der Geschichte brauche, und die Lektorin vom Verlag entscheidet, welche Szenen sonst noch illustriert werden sollten. Später bekomme ich dann die Skizzen und auch die ausgearbeiteten Bilder zu sehen und kann bei Bedarf Änderungen vorschlagen – das ist aber praktisch nie nötig, weil ich von Philipps Illus wirklich begeistert bin! Und manchmal enthalten die Bilder auch coole Details, auf die ich selbst nie gekommen wäre und die ich dann entsprechend auch im Text einbaue.

Woher stammt die ursprüngliche Idee für die Akademie?

Die Idee kommt daher, dass ich schon als Kind Spielbücher mit einem kleinen „Magiesystem“ am liebsten gemocht habe, bei denen man sich gewisse Zauberfähigkeiten aussuchen konnte – etwa die Kai-Kräfte bei „Einsamer Wolf“ oder auch manche Bücher der Fighting Fantasy-Reihe wie „Die Zitadelle des Zauberers“. Entsprechend wollte ich so etwas auch für meine eigene Reihe haben. Und da hat sich bei der angestrebten Altersgruppe eine Zauberschule angeboten. Mein Kind-Ich und seine Vorlieben hatten bei diesem Projekt ziemlich viel mitzureden …

Hast du vorab Akademie und Personal ausgearbeitet oder entwickelt sich das während des Schreibens?

Ich plane generell recht viel im Voraus, so auch das Geschehen an der Akademie und die beteiligten Personen. Meist lege ich grobe Eckpunkte der Handlung als „Meilensteine“ fest und lasse dann den Raum dazwischen beim Schreiben sich relativ frei entwickeln; das ist für mich ein gutes Mittelding aus Planung und Freiheit. Nach meiner Erfahrung haben da aber alle Schreibenden einen eigenen Sweetspot, es gibt dazu kein Patentrezept.

Das Schreiben von Spielbüchern ist ja eine ganz besondere Herausforderung? Hattest du vorher schon Erfahrung damit? Und wie arbeitest du? Mit tausend Bierdeckeln? Excel? Einem CAD-Programm? …?

Meine Vorerfahrungen beschränkten sich darauf, dass ich mit ca. zehn Jahren schon einmal ein Spielbuch schreiben wollte – das hatte sogar schon über hundert Abschnitte, ehe ich keine Lust mehr hatte … Und daneben habe ich auch einige Erfahrungen mit dem Verfassen von eigenen Rollenspielabenteuern mitgebracht; ich bin nämlich einer von den Menschen, die zu 99,8% der Spielleiter sein „dürfen“. Ein richtiges Spielbuch von A bis Z hatte ich vorher aber noch nicht geschrieben, das war eine neue Erfahrung für mich.

Meine Technik war dabei sehr bodenständig und unspektakulär: Ich habe den möglichen Ablauf der Handlungen mit ihren Verzweigungen von Hand als Verlaufsdiagramm skizziert und daneben mit Listen gearbeitet, um die Abschnitte und ihre Bezüge untereinander zu verwalten. Da gibt es sicher elegantere Ansätze, aber es hat funktioniert.

Hast du eine Lieblingsfigur?

Mmh, schwierig … Wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich Kvini nennen, die Dunkelelfe, der man schon recht früh an der Akademie begegnet. Ich mag einfach ihre fröhlich-forsche Art und natürlich ihre Tiervertraute, die Spinne Kribbel.

Ist dein Lieblingsessen das gleiche wie das von Erzmagister Marcellus?

Blubberbeeren habe ich leider noch keine gefunden, aber ich mag tatsächlich alle Arten von Pudding sehr gerne. Zu meinem Leidwesen haben meine Kinder das so gar nicht geerbt und finden solch „weiches“ Essen schleimig-eklig!

Hast du Lesetipps für junge Fantasy-Fans?

Oh, es gibt so viele tolle Bücher – gar nicht so leicht, sich konkret festzulegen … Aus dem interaktiven Bereich finde ich zum Beispiel die Spielbuch-Serie „Das kleine böse Buch“ von Magnus Myst großartig für junge Leser*innen. Und für Ältere empfehle ich gerne die Quendel-Trilogie von Caroline Ronnefeldt – ein Fest für alle, die die Auenland-Kapitel im „Herrn der Ringe“ mögen.

Das Interview führte Moritz Mehlem